Fotografie-Ausstellung
Pia Zanetti
So, 23. April bis So, 18. Juni
Die Fotografin ist schon seit der Gründung von BelleVue im Jahr 2012 eine wichtige Freundin dieses Orts für Fotografie. In der ersten Ausstellung «BildZeit» zeigte sie eine Bildgruppe mit dem Ackerbauern Elie Dere, der in verschiedensten Gesten auf sein vertrocknetes Feld und den ausgelaugten Boden in Dray-Mbassa, Tschad, weist – eine sehr eindrückliche Arbeit zum Thema «Wassermangel». In der aktuellen BelleVue Ausstellung zeigt sie uns einen Einblick in ihr jüngeres Schaffen, das – wie ihr ganzes Werk – in der Tradition der humanistischen Fotografie stets darauf abzielt, die Würde und den Stolz der Menschen zu zeigen. In Ergänzung zu der Werkschau, die die renommierte Schweizer Fotografin Pia Zanetti 2021 in der Fotostiftung Schweiz (Fotozentrum Winterthur) präsentierte, ermöglicht die Ausstellung im BelleVue einen persönlichen Zugang. Eine wichtige Bildgruppe in der Ausstellung zeigt die Reise, die Pia Zanetti 1997 gemeinsam mit ihrer Tochter Nina in ihr Ursprungsland nach Vietnam unternahm und tagebuchartig in berührenden, persönlichen Bildern festhielt.
2008 porträtierte sie Jonathan dos Santos, den jungen Bäcker, der mit dem ledernen Fussball spielt. Der Mann, aufgewachsen in den Favelas in Brasilien, weckte Pia Zanettis Neugier und sie fotografierte ihn, wie er mit Leichtigkeit den Ball jonglierte. Dieses Bild steht sinnbildlich für die Ausstellung im BelleVue, für Pia Zanettis fotografisches Werk, das die Würde und den Stolz der Menschen zeigt! «Die Besucherinnen und Besucher sollen den abgebildeten Menschen auf Augenhöhe begegnen», so die Fotografin.
Pia Zanettis Leben
Pia Zanetti, 1943 in Basel geboren, gehört zu den profiliertesten Schweizer Fotojournalist:innen ihrer Generation und zu den wenigen Frauen, die sich in diesem Metier über Jahrzehnte behaupten konnten. Sie ist eine neugierige, lebensfrohe Frau, die ihre Geschichten zu den Fotografien auch mit Humor erzählt. Als zähe, grazile Person hatte sie manchmal auch den Vorteil, ihre brillanten Bilder unbeachtet festhalten zu können. «Fotografie ist wichtig und vermittelt. Ich begegnete den Menschen mit Respekt. Helfen kann ich vor Ort nicht. Ich knüpfe jeweils Kontakt, fotografiere und muss dann wieder gehen, auch wenn es Situationen gibt, wo es mir schwerfällt», meint die Fotografin.
Nach der fotografischen Ausbildung in Basel reiste Pia Zanetti für Auftragsarbeiten in die Länder verschiedener Kontinente und arbeitete als freischaffende Fotografin. In ihren Reportagen dokumentierte sie gesellschaftliche Realitäten, war stets auf der Seite der Benachteiligten und fotografierte auch «zwischen den Zeilen» das menschliche Dasein in all seinen Facetten, die glücklichen, die komischen, aber auch die traurigen Momente. Unaufdringlich und mit viel Gespür entwickelte sie bereits in jungen Jahren, als sie in Rom und London lebte, eine eigene Bildsprache, die sich in manchen Fotografien atmosphärisch durch einen kleinen, präzis definierten Scharfbereich und viel Unschärfe im Bild auszeichnete, als ob sie den Betrachtenden einen gedanklichen Spielraum lassen wollte. Trotzdem lässt sich in jedem Bild lesen, was der Bildautorin wichtig ist.
Pia Zanetti und ihr Mann, der Journalist Gerardo Zanetti, waren ein gutes Team: Sie fotografierte, er schrieb. Diese spannende und tiefe Zusammenarbeit ermöglichte eine Vielzahl von Reportagen über soziale und politische Themen für internationale Printmedien wie zum Beispiel «Die Woche», «Stern», «Paris Match», «Elle», «Annabelle», «Du», «Spick», «Playboy» (politische Reportagen) oder «NZZ Wochenende». Pia Zanetti schuf auch Porträts von Prominenten, wie z. B. der Modedesignerin Vivienne Westwood, der Schauspielerin Bette Davis oder dem Filmemacher Federico Fellini. Ihre Porträtserie des Schriftstellers Max Frisch ist sehr bekannt.
1971 kehrte das Paar in die Schweiz zurück. Neben und mit der Familie, zwei Söhnen und einer Tochter, widmete sich Pia Zanetti ihren fotografischen Projekten. Da es für Bildberichte in den Medien immer weniger Platz gab, begann sie, für Hilfswerke zu arbeiten, in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Gerardo Zanetti starb im Jahr 2000. Pia Zanetti gelang es, ihre fotografische Arbeit fortzusetzen; sie fand stets eine Balance und Mischung zwischen Auftragsarbeiten und eigenen Projekten. Ausserdem war ihr der Austausch mit ihrem Sohn Luca Zanetti, der ebenfalls als Fotograf tätig ist, stets wichtig. Seit 2019 ist Pia Zanetti fotografische Beraterin der Organisation Fairpicture.
Sie lebt und arbeitet in Zürich und widmet sich ihren eigenen fotografischen Projekten.
> www.fotozanetti.com
> Ausstellung Fotostiftung Schweiz, «Pia Zanetti, Fotografin», 2021
> Fotostiftung Schweiz: Fotografinnen-Index
> Interview mit SWI, 2021 «Bitte macht keine Heldin aus mir»
> TV SRF 2 Kulturplatz Pia Zanetti
Öffnungszeiten
Samstag und Sonntag, 11 bis 17 Uhr
Vernissage
Samstag, 22. April, 17 Uhr
mit Eröffnungsrede von Peter Pfrunder, Fotostiftung Schweiz
Führungen
An den Sonntagen
23. April, 14 Uhr
mit Pia Zanetti und Maria Patzschke
30. April, 14 Uhr
mit Pia Zanetti und Mia Felice
7. Mai, 14 Uhr
mit Pia Zanetti und Nora Martin
14. Mai, 14 Uhr
mit Pia Zanetti und Teresa Gruber, Fotostiftung Schweiz
21. Mai, 14 Uhr
mit Mia Felice
11. Juni, 14 Uhr
mit Pia Zanetti und Regine Flury
18. Juni, 14 Uhr
mit Regine Flury
11. Juni, 15 Uhr
in Gebärdensprache mit Lua Leirner und Pia Zanetti
Neue Plattform
Freitag, 12. Mai, 17 Uhr
Frauen + Fotografie – im Beruf
Austausch, Netzwerk, Perspektiven
Eine neue Plattform für Frauen, die sich beruflich mit der Fotografie auseinandersetzen.
Wir von BelleVue ergreifen die Initiative und freuen uns auf Euer Kommen!
Programm
17 Uhr: Führung mit Pia Zanetti
Danach Apéro und Gespräche zum Thema.
Gespräch
Montag, 15. Mai, 19.30 Uhr
Fotografie und Ethik
Diskussion mit:
Jörg Arnold, fairpicture, fairpicture.org
Caroline Fink, Fotografin/Studienleiterin Fotografie MAZ, www.maz.ch
Roland Schmid, Fotograf
Pia Zanetti, Fotografin
Moderation: Regine Flury